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Lesetipp: Wissenschaft vs. Kunst – ein sinnloser Streit

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Ich möchte euch auf einen interessanten Artikel hinweisen, der heute im Sydney Morning Herald erschienen ist. Der Künstler Tim Minchin hat dort einen Text zum Thema “Wissenschaft vs. Kunst” veröffentlicht: “Science inspires, so don’t let your art rule your head” (WebCite). Minchin spricht den scheinbaren Widerspruch zwischen Wissenschaft und Kunst an:

“At the heart of some artists’ anti-scientific world view is the suspicion science is unromantic.”

Ein Regenbogen ist schön, auch wenn man weiß wie er entsteht (Bild: Sebastian Grabert)

Ein Regenbogen ist schön, auch wenn man weiß wie er entsteht (Bild: Sebastian Grabert)

Das ist keine neue Entwicklung. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich der britische Dichter John Keats in seinem Gedicht Lamia darüber beschwert, dass Isaac Newton mit seiner Wissenschaft die Physik des Regenbogens erklärt hatte und ihm so den ganzen poetischen “Zauber” genommen hatte:

“Do not all charms fly
At the mere touch of cold philosophy?
There was an awful rainbow once in heaven:
We know her woof, her texture; she is given
In the dull catalogue of common things.
Philosophy will clip an Angel’s wings,
Conquer all mysteries by rule and line,
Empty the haunted air, and gnomed mine–
Unweave a rainbow, as it erewhile made.”

Ja, der ganze Zauber verfliegt durch die Berührung der “kalten Wissenschaft”… Oder doch nicht? Natürlich nicht! Die beste Anwort auf diesen Vorwurf (und eine Antwort die ich hier im Blog schon sehr oft erwähnt habe), stammt von Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman. Er sagte, dass die Wissenschaft der Welt nichts von ihrer Schönheit nimmt. Ganz im Gegenteil: “Es kommt immer nur Schönheit dazu!”, sagt Feynman und hat damit ganz Recht. Wenn man weiß, warum etwas Schönes schön ist, wird es deswegen nicht weniger schön. Das Wissen führt nur dazu, dass man die Schönheit noch besser würdigen kann als zuvor.

Aber in der Welt der Künstler scheint immer noch das Vorurteil der “kalten, langweiligen Wissenschaft” zu herrschen. Eine Wissenschaft, von der man sich als ernsthafter Künstler distanzieren muss. Tim Minchin schreibt dazu:

“I wonder if artists identify themselves as spiritual (whatever that means) and reject materialism for the same reason they might wear a beret or take up smoking: it’s an adherence to a perceived stereotype, rather than a fundamental feature of the creative brain.”

Wissenschaft ist nichts Böses; nichts, dass die Schönheit der Welt zerstören will. Minchin fasst es sehr gut zusammen wenn er sagt:

“Science is simply the word we use to describe a method of organising our curiosity.”

Genau. Wissenschaft ist einfach nur ein Weg, die Welt zu verstehen. Und es gibt keinen Grund, warum der Wunsch die Welt zu verstehen im Widerspruch mit einer künstlerischen Betätigung stehen sollte:

“Science is not the opposite of art, nor the opposite of spirituality – whatever that is – and you don’t have to deny scientific knowledge in order to make beautiful things.”

flattr this!


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